Bi Arnas

«Bi arnas» bedeutet «zwei Atemzüge» auf Baskisch. Der gleichnamige Dokfilm handelt denn auch von atmenden Menschen, von Iratxe Sorzabal und ihrer Mutter, Mari Nieves Díaz. Beide haben unter Atemnot gelitten, auf unterschiedliche Weise, jedoch wurde sie bei beiden ausgelöst durch die Folter, die Sorzabal erlitten und die sie zu einer Aussage gezwungen hat, aufgrund der sie in Spanien zu 24 Jahren Haft verurteilt worden ist. Zu diesem Ausgangspunkt kommt im Film eine weitere Überlebende hinzu: Nekane Txapartegi, die dank einer breit abgestützten Kampagne von der Schweiz schliesslich nicht an Spanien ausgeliefert worden ist, wo auch sie gefoltert worden war. Die Erlebnisse der drei Protagonistinnen werden von einem Juristen und einem Forensiker, der in minutiöser Arbeit Tausende von Folterfällen dokumentiert, kontextualisiert.

Ohne genauer auf die Geschichte der Unabhängigkeitsbewegung im Baskenland einzugehen, drückt der Film klar aus, dass generell unter Folter Geständnisse erzwungen werden, auf deren Wahrheitsgehalt kein Verlass ist. Vielmehr tastet sich der Film mithilfe von symbolstarken Bildern des Meeres, der Felsen, von Wind und Musik begleitet, an den inneren Kampf der Betroffenen heran. Es geht um Trauma, Überlebenswille und Widerstand. Mit seiner etwas fragilen Form vermag «Bi Arnas» auf sensible Weise auf diese menschlichen Realitäten einzugehen.

Film & Podium: Im Anschluss an die Filmvorführung ist das Publikum herzlich eingeladen zur Podiumsdiskussion mit Nekane Txapartegi, einer der Protagonistinnen, und Anouk Maria Robinigg (Kommunikationsverantwortliche der Kampagne Free-Nekane). Das Gespräch moderiert Stephanie Robinigg.


von Jon Mikel Fernandez Elorz mit Mari Nieves Diaz, Iratxe Sorzabal, Nekane Txapartegi, Paco Etxeberria, Serge Portelli, Spanien, 2022, Spd, 58 Minuten, freigegeben ab 16 Jahren